Warum Stralsund
Bereits während meines Studiums wurde mir klar, dass es notwendig ist, wieder in die Heimat zurückzuziehen. Abgesehen von den Potenzialen, welche ich in meiner Umgebung sehe, war es mir auch wichtig, der Zentralisierung und dem demographischen Wandel entgegenzugehen.
Aufgrund einer studiumsbezogenen Recherche bin ich für einige Stunden nach Stralsund gekommen und war danach entschlossen, hierherzuziehen.
Knapp zwei Jahre später war ich hier und habe begonnen, eine vielversprechende Form für die Weiterführung meiner künstlerischen Arbeitsweise zu finden. Weitere zwei Jahre später wurde mir der Weg immer bewusster, und mit dem Unterzeichnen des Kaufvertrages im Oktober 12015 HE habe ich diesen eingeschlagen – die Skulptur Villa Kalkbrennerei.
Jetzt geht für mich hier die Suche nach einer angemessenen künstlerischen Arbeitsweise für unser Jahrhundert mit der Villa Kalkbrennerei weiter. Ich kann nun hier meinen Kunstbegriff überprüfen, ergänzen oder verändern, und gleichzeitig zukunftsweisende Visionen Realität werden lassen. Einer dieser kleinen Träume wäre es, in der Villa ein Arbeits- und Aufenthaltsstipendium für die Forschung am erweiterten Kunstbegriff vergeben zu können. Das wäre ein Schritt nach vorn, sowohl für die Kunst, als auch für die Dezentralisierung der kulturellen Zentren, und letzten Endes ein Ort aus der Zukunft.
Kunsttheoretische These
Erinnere dich an dein letztes Gespräch. Wie würdest du es beschreiben? Sicherlich könntest du es aus der Erinnerung inhaltlich wiedergeben, es mit Gefühlen beschreiben, vielleicht könntest du es aber auch mit Metaphern oder Bildern versuchen. All das wäre die Beschreibung einer Form.
Bewusst oder unbewusst hast du während dieses Gespräches eine Vielzahl von Entscheidungen getroffen, um das Gespräch zu beeinflussen. Wenn du diese Möglichkeiten als Werkzeuge begreifst, werden sie zu deinen Gestaltungsmitteln.
Während deines Gespräches hast du vielleicht auch deine Postition verändert. Wenn du das machst, kannst du die Form auch aus ästhetischen Blickwinkel betrachten.
Wenn du nun davon ausgehst, dass Kunst nicht abhängig vom Material ist, gehören somit auch die Formen, welche wir zwischenmenschlich und gesellschaftlich erschaffen, mit dazu. Die Gestaltungsmittel und Formen sind dann unbegrenzt. Durch die ästhetische Betrachtungsweise, den Gestaltungswillen und die Vision kann ein künstlerisches Werk entstehen.
Ästhetische Betrachtungsweise
Für mich fasst es das Sinnliche Anschauen optimal zusammen. Es geht mir nicht darum, dem Gedanken von Stil oder Geschmack zu folgen, sondern das sinnliche Anschauen zu üben und es zu nutzen, Objekte, Räume oder Situationen zu begreifen.
Gestaltungswille
Das Wollen, die Beschaffenheit der Welt zu verändern, steht für mich hinter dem Begriff Gestaltungswille. Er kann auch den Schöpfungswillen beinhalten, ist aber nicht an das Erschaffen gebunden. Auch die Wandlung und die Wiederholung sind ein Teil davon.
Vision
Ein Traumgesicht zu sehen. Eine Erscheinung, klar oder undeutlich zu erfahren und dieser folgen zu wollen, verstehe ich unter einer Vision. Etwas, das wir erahnen können, etwas, das in der Ferne liegt, etwas im Augenblick Fremdes.